Sonntag, 28. Mai 2006

Scheiß auf Schweigepflicht

Liebe Leidende,
zu rein wissenschaftlichen Zwecken haben wir Mitschnitte einer WEISSER WERBER RING - Sprechstunde für Sie ins Internet gestellt. (oder so ähnlich). Bitte hören Sie sich an, was wir uns so anhören müssen. Und erfreuen Sie uns daraufhin mit Ihren Beiträgen. Einfach mit der Webcam Überwachungskamera ihres ProBooks filmen, rauf damit auf Youtube und Link in die Kommentare. Danke und bis bald

Ihr doctor_best

Dienstag, 23. Mai 2006

Ugg-Boots jetzt auf Platz 2 verdrängt oder warum Werbeagenturen Inseln des schlechten Geschmacks sind...

Außenstehende mögen behaupten als Werber hätte mans gut: Nur gutaussehende Menschen um einen, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind gutaussehende Dinge möglichst gutaussehend zu tun. Und falls man nicht ganz so gut aussieht, gibts ja immer noch gutaussehende und zeitgleich gutaussehendmachende schwarze Kleidung und diese verdammt gutaussehende Umgebung: die Familie des Werbers besteht aus Prof. Egon Eiermann, (man sagt sich, einige Kleinfamilien seien schon darauf gezeugt worden und nebenbei wurden daran die ganz großen Ideen erdacht), Freddy Brown , umgeben von einem Exponat freier Wahl aus der süddeutschen Stuhlmanufaktur, gefolgt von ner Brise Möbelbaussysteme .

Im Grunde ist diese Designfamilie nur eine Anleitung für Menschen mit enorm verkümmerten Designsynapsen.
Sie werden immer wieder von der Welle des guten Geschmacks unterspült und suchen sich kleine Rettungsringe: Bei 26. Chucks-Revival machen sie dann doch mal mit. Und selbst Helmut Lang waren die ignoranten Massenvorbestellungen aus Hamburg, Düsseldorf und München irgendwann zuviel.
Werber sind keine Designer. Werber sind keine Künstler. Designer und Künstler kennen keine Werber. Werber kennen keine Designer und Künstler.
Werber machen Absatzförderung in ihrem begrenzten Rahmen schön. Oder vielleicht auch mal witzig. Aber nein, Verzeihung: Humorvolle Werbung wird mit britischen Pfund bezahlt.

Tatsächlich gehts in Werbeagenturen zu wie in KFZ-Anmeldestellen: Stempelkissen, Aktenrondells, legere Businesspeople formschöne Herrenbekleidung , mit der man nicht viel falsch machen kann, Frisuren, die auf dem Gerhard-Maier-Udo-Walz-Index für Personen über 10 Jahren stehen.
Werber lieben lustige PPT-Präsentationen, sie haben früher auch schon Pleiten, Pech und Pannen geguckt. Werber lieben eigentlich auch Chris de Burgh und Phil Collins, können aber auch Powerbookklick sofort 2-5 angesagte Elektroacts nennen.
Alte Werber machen sich gerne jung indem sie sich Ganzkörperkomplementärkontraste kleiden und in Friedrichshain sprayen gehen, obwohl vor der Haustür ein Ford Kombi steht, der eigentlich schon vor langer Zeit ein Saab hätte werden sollen. Aber irgendwie kam da der Ostseeurlaub mit der auf dem Eiermanntisch gezeugten Kleinfamilie dazwischen.
Freunde, am Ende isses doch nur Reklame oder um mal wieder die Deutschmusiktrickkiste zu greifen: Es ist nur die Paranoia, Baby, es ist nur Rauch. Es ist nur Rauch ohne Feuer. Aber jetzt riech ich es auch (Jens Friebe).

Donnerstag, 18. Mai 2006

heute: gemeinsames Therapiesingen

Eine freundlich Empfehlung zum Frustabbau, präsentiert von werbeblogger, WEISSER WERBER RING und vor allem und eigentlich einzig und allein datenvandalismus.org:

Lautstärke auf, alle mitsingen

Mittwoch, 17. Mai 2006

Jetzt auch in Ihrem Telefon

Der WEiSSE WERBER RING hat ganz ohne eigenes Engagement nun auch eine Hotline für Notfälle. Überzeugen Sie sich selbt, wie schnell wir Ihnen helfen können:

http://www.werbeblogger.de/media/psychatrie_am.mp3


Nein, wir können nichts dafür. Nein, wir wünschen uns nur, wir wären dafür verantwortlich. Aber der werbeblogger wars. Und ihm wird hiermit die höchste Ehre zu Teil, die der WEISSE WERBER RING zu vergeben hat: die Aufnahme in die DIE REZEPTFREIEN EMPFEHLUNGEN.

Inzest führt zu Schwachsinn – auch in der Werbung

Leibe Ersteller folgender Mail, Sie sollten sich schnell bei mir melden! Aber nicht in der Agentur, bitte in der Praxis:

Warum? Weil das, liebe Leser, leider KEIN WITZ ist:

____________________________________________________

Liebe Mitglieder des medien-netzwerk-berlin, sehr geehrte Damen und Herren,

am Mittwoch, den 24. Mai 2006 laden wir Sie herzlich ein zu unserem
speziellen Veranstaltungsformat „medien-netzwerk-berlin : forum“ und
begrüßen Sie
dazu bei unserem neuen Locationpartner, der Designer-Bar „1-A LauschGift“,
Kleine Präsidentenstrasse 3 in 10178 Berlin - in unmittelbarer Nähe zum
S-BahnhofHackescher Markt.

Es ist uns kurzfristig gelungen, einen hochkarätigen Gast-Dozenten zu
verpflichten: Dirk Schneemann, ein absoluter Experte auf dem Gebiet der
Psycho-Physiognomik

„Innovative Wege zur Menschenkenntnis“

Die als Psycho-Physiognomik bezeichnete Lehre beschreibt das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele. Anhand der Körperform und insbesondere aus den Gesichtsstrukturen lassen sich direkte Rückschlüsse auf
Charaktereigenschaften und Fähigkeiten von Menschen ziehen
.

(Memo an mich: Rassenkunde der Nazis in "Werbephysiognomik" umbennen, Experte auf dem Gebiet werden!)

Diese Kenntnisse machen sich heute große Unternehmen bei der Auswahl
passender Führungskräfte für spezialisierte Herausforderungen zu nutze,
Hollywoodproduktionen bedienen sich dieses Wissens bei der Besetzung von
Charakterrollen und in der Werbung wird diese Methode verwendet um Kommunikationsziele mit der Darstellung von Menschen abzugleichen.

Dirk Schneemann ist ein bundesweit gefragter Experte auf dem Gebiet der
Psycho-Physiognomik und berät Unternehmen wie Daimler Chrysler, Thyssen
Krupp sowie Kraft Foods GmbH. In seinem faszinierenden Vortrag beschreibt er, wie man diese alte Lehre privat und beruflich nutzen kann, welche Wirkungen bestimmte Gesichtsformen auf uns haben und worauf insbesondere Werbe- und Kommunikationsfachleute heute achten sollten.

(empfehle zum Beispiel: noch nicht ganz durchgekockste Nasenscheidewand)



Eine Rückantwort bzw. Anmeldung ist bei dieser Veranstaltung nicht
erforderlich. Der Eintritt ist frei. Einlass ist 18:30 – Beginn 19:00 Uhr.
Wir freuen
uns auf Ihren Besuch und einen spannenden wie unterhaltsamen Abend.

(unbedingt hingehen, inneren Reichsparteitag nachholen!)


________________________________________________


Den Rest der Mail spare ich mir und Ihnen. Genauso wie weitere Kommentare. Wenn Sie jemand aus dem Netzwerk kennen, bringen Sie ihn oder sie doch mal in die Sprechstunde mit. Wir vom WEISSENWERBERRING können vieles wieder gerade rücken.

MfG
doctor_best

Dienstag, 16. Mai 2006

CDs, ab in die Bastelstuben!

Kreativdirektoren sind die Greise in Agenturen. Sie haben ihre besten Jahre hinter sich und müssen von jungem, fidelen Mitarbeitern durchgezogen werden.
Das heißt: Sie werden für ihre Erfahrung bezahlt bzw. für das, an was sie sich noch erinnern mögen und was sie als Erfahrung vorgeben, die jungen, unterbezahlten Kräfte erwirtschaften mit vollem Einsatz ihr Gehalt.

Kein Mensch wusste damals, dass Werber auch altern können. Mit dem Alter verschwinden die Ideen. Denn ja: Jeder Werber hat nur ein sehr begrenztes Ideenarsenal, genauso wie Samen- oder Eizellen. Ist dieses aufgebraucht, kann er in Rente gehen oder darf noch als inhaltlich-dekoratives Element die Agentur schmücken. Das bedeutet nur, dass man ihn ab und an aus Mitleid zu Rate zieht oder einfach um noch ein paar nette Anekdoten von früher zu hören.

Alles in allem machen CDs einfach nichts, man braucht sie tatsächlich noch weniger als Strategen. Sie füllen leere Agenturarbeitssessel, saugen den Jungen die Luft zum atmen weg, verbringen viel zu viel Zeit mit viel zu viel Tagespresse auf der Agenturtoilette und zerstören in der Regel mindestens eine gute Idee pro Kampagne.
Das liegt daran, dass sie nur mit einem Bruchteil der Rahmenbedingungen vertraut sind und sich ad hoc in Kreativprozesse einschalten. Sie leiden an enormen Konzentrationsstörungen, verstehen nichts, vergessen, verwirren.

CDs können eigentlich nur zwei Wege gehen:
Entweder sie sind bereits selbstständig/sind in der GF angelangt und haben zusätzlich noch administrative und finanzielle Verantwortung. Äußerst geschickt: denn das lenkt von ihrer voranschreitenden kreativen Impotenz ab!

Oder sie haben das Pech immer noch ein läppisches Angestelltendasein zu fristen.
Das ist unerträglich. CDs sind ja nicht ganz stupide und spüren ihre kreative Impotenz. Sie suchen sich Hobbys wie Fenstermalerei, Rhönradfahren oder Fimo um noch noch etwas in Übung zu bleiben. Gut so.
Hoch leben die Bastelläden: Auf euch wartet eine rosige Zukunft!

Montag, 15. Mai 2006

You are my heart, you are my soul

Eine sehr unangenehme Geschichte musste ich eines Montags erfahren, an einem jungfräulichen Vormittag einer jungfräulichen Arbeitswoche.
Unsere Kollegen Robert und Stefan aus der Dependance aus Düsseldorf kamen unangekündigt vorbei. Man wolle schnell noch für einen neu gewonnen, namhaften Alcopop-Hersteller einen TV-Spot prodizieren. Er solle noch zur Fußball-WM ins TV kommen. Der Kunde habe einige Sendeplätze in einer Mediaverlosung gewonnen. Bei aller Hektik und Hang zur Pragmatik haben sich die beiden nicht um professionelle Models bemüht. Authentisch solle der Spot sein, das machen unsere lieben Berliner Kollegen. Die Hälfte der Belegschaft komme ja eh aus dem Osten, da sei man ja sowieso etwas unverkrampfter in Haltung und Schutz der Seele/Persönlichkeit/Privatsphäre.
Da standen sie: Robert eine Agenturlegende, die ich das letzte Mal bei meinem einzigen und letzten BAC-Trip mit einem am Wrap ausgebissenen Zahn vorfand, ein Kreativgenie, das gerne mal für Jahre verschwindet, aber für die seltsamsten Dinge zu haben ist. Und Stefan, eigentlich Stefanie, die Rezeptionistin aus Düsseldorf. Ein agenturbekanntes Stimmungsbömbchen und Generalmotivatorin, die einmenschgewordene Dauerpolonese.

"Freunde", sagte Robert "wir brauchen euch, ihr seht gut aus, das macht jede Menge Spaß. Ihr müsst nur diesen Ganzkörpersuit aus Netzstoff mit abnehmbaren Bein zum Umbau als Hotpant tragen und diese lustigen Bananenhüte. Ihr wisst schon, unser Drink **** erhält zu 34% echte Bananen. Dann werden wir jetzt gleich im hinteren Konferenzraum einen Tanz einstudieren, dafür sind 2 Stunden eingeplant. Danach muss das sitzen. Und du, du und du, ihr seht verdammt gut aus, ihr müsst noch den Song einsingen. Das macht ihr bestimmt großartig. Das ganze soll natürlich und enthemmt rüberkommen. Ihr müsst dann noch etwas an euren Kollegen rumfummeln. Keine Sorge, ihr müsst nur faken. Aber rüberkommen sollte es wie ne Alcopop-Orgie. Ihr wisst schon, die Kids finden das toll und vielleicht kriegen wir etwas Ärger. Das bringt uns Publicity. Ach und tonalitymäßig isses irgendwas zwischen DJ Bobo und Swinger Club. Alles klar? Mitmachen ist Pflicht und jetzt huschhusch zum Proben."

Meine Kollegin Cynthia und ich hatten zum Glück im letzten Jahrtausend viel Geld als Tänzerinnen in einem Motörhead-Video gemacht und Lemmy Kilmister in einem mit Schnaps unterzeichneten Vertrag zugesichert niemals in einem anderen Video oder Werbespot mitzuspielen. Unique, Branchenethos. Also verweilten wir in der Agentur und machen die Arbeit für 30 Kollegen für einen Nachmittag: "Nein, liebe Frau Schmidt-Rossberg, ihre Kundenberaterin Tina Taschberg ist heute nicht mehr zu erreichen und nein der CD Friedbert Freipflug kommt heute auch nicht mehr."

Und dann kamen sich doch wieder zurück von ihrer Strandbar, die eigens für den Dreh Unter den Linden von einem Chillbudenbauer aus Ibiza gebaut wurde. 30 Kollegen mit
Bananenalkoholfahne und fliederfarbenen Gesichtern und seelig enthemmt endlich mal Tatjana aus der Produktion anfassen zu dürfen - und das fürs TV. Ohne große Vorbereitung, ganz unvermittelt, so ganz ohne lästiges Casting. An einem Montag ins TV. Sie packten ihre Sachen und zogen weiter zur
Wrap Party ins nahe gelegene Tropical Islands.

Manche von ihnen kamen nie wieder zurück. Sie wurden von Herrn Soost gleich unter Vertrag genommen. Deren Arbeit machen meine Kollegin Cynthia und ich jetzt. Herr Soost hat uns im Gegenzug einige untalentierte Tänzerinnen versprochen, die bei uns anfangen sollten. Bis jetzt hat noch keine den Weg zu uns gefunden.

Das ist die bekannte Lockerheit und Unverkrampfheit der Branche. Ich genehmige mir jetzt erstmal ein Becks Strawberry Cheesecake. Oder doch ein Becks Plum?

Chefs sind deine Eltern und Eltern deine Chefs

Mit Chefs durchläuft man dasselbe Dilemma wie mit den eigenen Eltern. Je älter man wird, desto mehr werden einem die Fehler der Eltern bewusst und man fängt an sich zu distanzieren.
Sie verhalten sich auffallend komisch, man beginnt sich zu schämen. Sie entwickeln einen ungesunden Hang zu infantilem Verhalten. Bemitleidenswert.

Ja manchmal fragt man sich, wie so ein perfektes Wesen wie man selbst entstehen konnte, wenn die Eltern doch zeitweise ein Total-Error sind.
Man fragt sich im Umkehrschluss genauso, wie Kunden Topkreation kaufen wenn sie von älterlichen Postpubertären im helllila Hemdchen angepriesen wird.

Fängt man neu in einer Agentur an, versucht man seinen Vorgesetzten mit gesundem Menschenverstand und der natürlichen Untergebenheitshaltung entgegenzutreten. Eigentlich gänzlich unbelastet und frei.
Meist kursiert ein Mythos über den Chef, dem er seinen Job zu verdanken hat. Er war zum Beispiel an legendären VW-Kampagnen als Supercreative-Head beteiligt. Komisch nur, dass es mittlerweile 300 Werber in seinem Alter gibt, die dasselbe behaupten. Gar nicht komisch, immer wieder die alten Stories von damals zu hören.

Eine Probezeit später wird einem bewusst, dass das alles nur Glück und Zufall war: Die Person, die über dich und deine professionelle Zukunft richtet, hat ihren Job dank monarchischer Erbreihenfolge von Einzellern gewonnen.

Manchmal passieren dann solche Dinge:

- "Wir pitchen ja diese Woche um BMW, das Bayerische Motorsägen Werk."
Ähm, ok, Motorsaw.
Wunderbar Chef, du hast vielleicht am Wochenende einen Barolo zu viel getrunken, aber bitte sage das dann nicht in der Präsentation.
Wir kennen von unseren Eltern dann Geschichten wie diese: "Kind, ich habe eine ganz leckere Schoko von Milkana." Kind: "Pfui von dem Frischkäsefabrikanten?" "Nein, Kind, Milkana ist einer der bekanntesten Schokoladenhersteller. Bist du weltfremd!"

- Manchmal haben sie oktopusgroße Knutschflecken nach ihrem Thailand-Urlaub und erzählen, dass sei ein Überbleibsel eines allergischen Schocks auf Native-Food.
Chefs sind geradezu aggressiv-naiv in ihrer Vorstellung, dass ihre Angestellten diesem Lügenmärchen glauben schenken. Ähnlich war das ja bei unseren Eltern als sie uns den Eierlikör zuviel als Altersmigräne erklären möchten wobei wir Kinden schon den 63igsten Rausch hinter uns haben und man endlich mal offen sprechen könnte.

- Manchmal fahren sie Auto als hätten sie ihren Führerschein bei Tante Ursel in der Boxautobude in Castrop-Rauxel neben dem Zuckerwattenwettessen und der Rosenschiessbudenmeisterschaft gewonnen. Bordsteine, Mülleimer Pommesbuden werden niedergerollt und nebenher wird noch die Präsentation umgestellt. Bei unseren Eltern ists genauso: Doch die Präsentation ist das Kreuzworträstel oder der Einkaufzettel.

- Enorme Ähnlichkeiten sind auch immer wieder bei der Kleidungswahl festzustellen. Rümpft der durchschnittlich-modeaffine Mitarbeiter bei dem esoterisch-orangefarbenen Hemdchen irritiert die Nase und führt sich prophylaktisch schon mal 3 Liter Augentropfen pro Auge ein, wird einem vom Gegenüber beteuert. "Mensch, das trägt man jetzt so. Du hast ja gar keine Ahnung."

- Die absolute Ähnlichkeitsverdichtung mussten wir in Personalgesprächen feststellen: "Matthias, du machst einen guten Job. Du arbeitest mehr und besser als Kollege Hartmut, der ja älter ist. Aber du verdienst doch bereits recht gut. Als ich so jung war wie du habe ich nicht annährend so viel verdient wie du. Was erwartest du denn? Du hast ja auch deine Ausbildung/dein Tiermedizinstudium/deine Telekollegnutzung abgebrochen. Ich weiß wirklich nicht was du willst."

Was lernen wir aus all dem? Wir müssen mit unseren Chefs genauso behutsam umgehen wie mit unseren alternden Eltern. Irgendwann werden wir unseren Chefs aus der W&V und Wallpaper vorlesen müssen, damit sie unsere Kreativerzeugnisse verstehen.
Aber unsere Chefs werden niemals an Altersdemenz leiden.
Zu schön wäre der Gedanke man könnte sich jeden Tag neu vorstellen, jeden Tag eine neue Position und all die von uns gemobbten Kollegen wären vergessen.

Sonntag, 14. Mai 2006

Das Morgen-Mail-Massaker

Menschen treíben andere Menschen ja gut und gerne in den Wahnsinn. Das füllt meine Praxisräume und diesen Blog. Gegen eine ganz besonders perfide Art, das Agenturtier namens Mensch um den Verstand zu bringen, müssen wir nun aber alle und wirklich beherzt zu Felde ziehen:
Der Rundumschlagartige Weckschrei der Empfangsdame, der alltägliche Kreativterrorismus gelangweilter Sekreterinnen – die werbeweltweit verbreitete Morgen-Mail. Pfui-Teufel!

Der Milchschaum auf dem Latte ist noch jungfräulich, das Agenturobst noch beim Lieferanten, da öffnet der gut motivierte Mitarbeiter sein ProBook und erblickt das:

Mail von: empfang@xxxxx.xx
an: Agentur-Verteiler
Betreff: Guten Morgen!

Hallo Ihr Lieben!
blabla außer Haus, blabla kommt später, blabla hat Urlaub… äh ja und der Lars, der kommt heute nicht. Der hat Eitrigen Darmausfluss.
Schönen Tag noch,
XXXXXXXX

Wollte das jemand wissen? Aber halt. Das ist gar nicht die Frage! "Qui bono?" ist, worum es geht – wie wir Machiavelli-geschulten Intelligenzbolzen ja schon immer wussten. Qui bono? Oder "Wer profitiert davon?" (damit die ohne bayerisches Abi auch mitsprechen können) Wer profitiert davon, dass die Belegschaft morgens schon kotzt? Stecken dahinter Ad-Buster? Kommunisten? Oder die Konkurrenz? Für Tipps wäre übrigens der praxiseigene Mossad dankbar, wir sollten den Jungs ja Provision für jeden in den Wahnsinn getriebenen zahlen.

Anderes Beispiel: selbe Frage - und aktueller Bezug.


Datum: 15. Mai 2006 08:55:02 MESZ
Mail von: empfang@xxxxx.xx
an: Agentur-Verteiler
Betreff: Gutes Mörgelchen!

Guten Montag Ihr Schnukkeleinchen!
ist das nicht wieder ein wunderschöner Tag? Freuen wir uns hier sein zu dürfen! Urlaub haben XXX, XXXXX, XXXXX. Alle anderen sind putzmunter und hüpffidel an diesem sonnigen Morgen hier bei uns!
Schafft was schönes meine Süßen!
Eure XXXXXXX

PS:

Anfang der weitergeleiteten E-Mail:

Von: "XXXXXXX"
Datum: 12. Mai 2006 15:21:02 MESZ
An: empfang@xxxxxxx.xx
Betreff: Kannst Du das mal bitte an alle weiterleiten?

HEY; AM SONNTAG ist MUTTERTAG . Mütter freuen sich gar nicht, wenn man das vergisst! Gelle! Also dran denken: Mama anrufen!

Euer XXXXXXX

Haben Sie gestern was vergessen? Nicht? Schwein gehabt! Aber Hand aufs Herz, wie oft hätten Sie in ihrem Büro "Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Gestern war Muttertag!?!!?!!?!!?!!" gehört?

Wenn Sie das ehrlich beantworten, merken Sie zwar wie weltfremd ihre Agentur ist, aber dem Rätsel wer was warum es solche Morgenmails überhaupt gibt - dem sind wir immer noch nicht näher gekommen.

Helfen Sie uns! Senden Sie uns weitere Belege für diesen morgendlichen Wahnsinn, erwarten Sie bitte nicht, dass wir uns an die ärztliche Schweigepflicht halten – aber wir sind ganz gut im Anonymisieren. doctor_best@weisserwerberring.de

MfG
doctor_best


PS: "Gelle"? Gehts noch?

Montag, 8. Mai 2006

Gooood Moooorning, Weeerbeaaagentuuuur!

Meine hochverehrten Patienten,

ich freue mich, Ihnen heute eine kleine feine Erweiterung dieser allseits beliebten Selbsthilfepraxis vorstellen zu dürfen: die Einführung rezeptfreier Hilfsmittel zur Selbstmedikamentation! Jubeln Sie mit, stellen Sie das Prozac zurück in den Schrank. Ja, Viagra dürfen sie weiterhin nehmen. Aber schauen nun bitte vorsichtig nach rechts.

Unterhalb der Menüführung finden Sie Komplementärdrogen und Hilfsangebote externer Dienstleister, die wir Ihnen uneingeschränkt ans Herz legen wollen. Besuchen Sie diese Seiten ruhig genauso häufig wie unsere kleine Praxis. Es hilft. Um den üblichen Verdächtigungen vor zu beugen: Nein, wir bekommen kein Geld dafür. Denn wir brauchen keines, diese Praxis funktioniert furios.

Wenn Sie allerdings aus Ihrer eigenen Krankengeschichte erprobte html-Medikamente dem WEISSEN WERBER RING -TÜV vorlegen möchten: Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion.

MfG

doctor_best

PS: Dies ist hoffentlich eine dieser sogenannten self-fullfilling-prophecies – alle genannten Links werden geprüft, eingebaut, ergänzt, etc. so bald dafür Zeit ist. Hoffen wir.

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