Mittwoch, 12. April 2006

AD steht für Anno dazumal oder warum die AD-Karriere Sodoku deluxe, ein absolutes Rätsel, ist...

Art Direktoren sind ganz besondere Agenturerscheinungen. Sie sind die Laura Ashleys unter ihren Kollegen: bieder, uninspirierend, einfach von gestern.
Es ist unbegreiflich, wie sie zu ihrem Job gekommen sind, kann man sie sich doch kaum im normalen Leben vorstellen: wie sie zu Arbeit finden, wie sie es schaffen ihren Kühlschrank zu füllen, den Wehr/Zivildienst unkastriert überstanden zu haben. Sie befinden sich karrieremäßig in einem schwarzen Loch zwischen Junior-ADs/Grafikern und CDs.
Kleiner Exkurs: Junior-ADs und Grafiker machen den eigentlichen Job ihrer Chefs, den ADs, wobei sich ADs mit den Früchten der Arbeit schmücken, die ihnen nach wenigen Nanosekunden von den CDs geklaut werden. Der Unterschied zwischen Junior-ADs und Grafikern besteht schlicht darin, dass Junior-ADs nachgesagt wird, sie seien kreativer aber sympathisch-chaotisch, nicht so genau in der Umsetzung ihrer Arbeit. Grafikern sagt man zwar Verlässichkeit, aber Ideenlosigkeit nach. Eigentlich sind Grafiker aber die wirklichen Gestaltungsheroen. Die Früchte ihrer Arbeit werden ihnen aber wiederum von den Juinor-ADs geklaut.
ADs sind sehr eindimensional. Oft haben sie nur ein Gestaltungsvorbild aus dem letzten Jahrtausend. Beispielsweise Anton Stankowski. Nichts gegen Anton Stankowski, er dient nur als Platzhalter. Aber eben dieses Vorbild wird auf Schokoriegel-, Damenhygieneartikel- oder Universalschraubschlüsselkampagne gnadenlos durchkopiert. Es versteht sich von selbt, dass der AD nur Bücher seines Vorbilds im Bo-Concept-Bücherschrank hat - bei großherzigeren Chefs und Gehaltszugeständnissen auch darf dieser auch von Interlübke sein.
Würde man einen AD nach lebenden Vorbildern in den Bereichen Fotografie und Film interviewen, würde er mit Helmut Newton und Billy Wilder kommen. Keine Frage, große Männer, aber lieber AD, die sind doch schon tot, würde man sagen und man würde Donauwellenstirnrunzeln gepaart mit einem sonoren "Ähh-hmmm" ernten.
All das belegt, dass von ADs niemals die zündenen Kampagenideen ausgehen. ADs sind die schlechtgekleidesten Menschen in Werbeagenturen. Sie beschränken ihren Kleiderschrank auf eine bis maximal zwei Farben, treten so friedlich unifarben auf, dass man sie oftmals mit dem Besprechungstisch verwechselt. Auch kommunikativ sind sie absolute Nieten. Gibt man ihnen die Chance einen Entwurf mündlich zu verargumentieren, geht selbst der letzte Respekt verloren.
Style, Trends, Kunst, Magazine, Mode, Musik: Kontakter, Texter, Junioren, Produktioner, selbst Buchhaltung, Sekretariat und Personalabteilung sind da leider weiter vorne. Ein Vorteil bleibt, man wird den AD nie in der Freizeit auftreffen.
Hobbies besitzt er keine. Weshalb er auch keine Freunde in und außerhalb der Agentur hat. Weil er im Alltag stets scheitert, fragt er oft seine Kollegen in allen Lebenslagen um Rat. Die Antworten sind stets verhöhnend.
Art Direktor, ne Art Direktor, auch ich möchte mich des ollen Kalauers bedienen. Er hat nämlich wirklich 1 Aufgabe, ne Art direktive Aufgabe: er ist den ganzen Tag damit beschäftigt, die anfallenden grafischen Aufgaben an seine Untergebenen zu delegieren.
Doch ich fordere nun ein Ende dieses trostlosen, uninspierenden Daseins. Der Art Direktor muss seinen Aufgabenbereich ab sofort diversifizieren!
Erste Schritte in ein neues Leben könnten die Pflege der Hausbiblothek, die Auffüllung des Süssigkeiten- und Damenhygieneartikelautomatens auf dem Damenklo oder das farbige Ausmalen des Grundrisses der Agenturräume sein. Weitere Ideen sind gerne willkommen. Wir vom Weißen Werber Ring helfen ADs aus ihrem Dilemma!

Produktioner: das natürliche Abführmittel der Kreativen

Produktioner haben einen besonders schweren Stand in Agenturen: Sie müssen es mit realitätsfernen Kreativen und notorisch lügenden Kontaktern auf sich nehmen (Kreative und Kontakter können diese Verhaltensweisen ab und an auch tauschen). Sie die meistgehassten Menschen in Agenturen, denn:
Sie machen ihrem postpubertären Waldorfkindergarten (den Kreativen) täglich aufs Neue klar, dass Agenturen keine Künstler- oder Studienabrechertagesstätte sind, sondern dass da draußen das harte Leben tobt und die selten kreative Ware raus aus dem Rechner, rein ins Leben muss: CMYK, Nutzen, Nuten, Perforieren, Pantone und HKS - nur Auszüge aus ihrem Vokabular, mit dem sie ihren Kollegen Tränen in die Augen treiben.
Produktioner sind Kommunikationsgenies: Sie können neben den gängigen 8 Fremdsprachen auch noch die sehr schwer erlernbaren AD- und CD-Sprachen. Diese zeichnen sich aus durch: die falsche Verwendung von Umlauten aus (ein Tückelchen nach linksöben) oder gar ganz eigene Wortschöpfungen, deren rationale Herleitung nicht möglich ist.
Im Umgang mit Kontaktern gehts ihnen nicht besser, denn sie sind
a) entweder in einer strategisch-orientierten Agentur geladet. Die Kundenberater signalisieren eindeutiges Desinteresse an diesem profanen Druckersprachenschischi und rümpfen angewidert die Nase, wenn eine projektrelevante Unterhaltung mit dem Produktioner ansteht. Tatsächlich hat der Kontakter von nichts eine Ahnung, weil er direkt nach dem Studium eine Senior-Stelle ergoogelt hat. Der Kontakter in dieser Art Agentur ist eigentlich nichts anderes als der bereits beschriebene Stratege. Nur: Sein Unwissen überspielt er mit Arroganz und lässt den Produktioner gerne mal auflaufen oder denunziert ihn. Wie er das schafft? Das ist selbst für die Heinz Sielmanns unter den Agenturbeobachtern noch nicht klar nachzuvollziehen. Man vermutet, dass das auflaufen lassen und denunzieren von Kollegen 2 seiner 3 Kontakter-Skills sind. Nummer 3: das hektische, gestresste Rennen durch die Agenturräume unterstrichen durch ein striktes Ablehnen jeglicher Kommunikation durch eindeutige Handbewegungen.
b) oder in einer Kreativagentur geladet. Auch hier gilt: Beileid! Denn der Kontakter hat von überhaupt nichts Ahnung (nicht mal von den in a) beschriebenen 3 Skills). Dieses Unwissen wird von einer Agenturskönigsdisziplin gekrönt: Angst. Angst vor dem Kunden, den Kollegen, dem Produktioner, dem Projekt, dem Ergebnis, der eigenen Sexualiät, den giftigen Dämpfen aus dem Farbdrucker. All diese Formen der Angst muss der Produktioner auf sich nehmen und das beste daraus machen: das Projekt heil in den sicheren Hafen schippern.
Aber Vorsicht, diese Kontakter wären auch in anderen Jobs Versager. Sie wären genauso schlechte Taxifahrer, Fleischer oder Immobilienmakler. Meist sind sie ihrem heutigen Chef auf irgendeiner Party betrunken auf den Schoß gefallen. Möglicherweise bietet die Agenturburg ihnen und der Außenwelt mit dem sicheren Burggraben -dem Produktioner - einen Schutz vor Schlimmerem.
Nur der Produktioner wurde mit Realitätssinn gesegnet!
Während die gesamte weißgekleidete, mit Goldschmuck behangene und sonnengebräunte Crew denkt, sie sei auf dem Traumschiff, weiß der Produktioner bereits, dass es die Titanic ist. Weist der Produktioner die Crew darauf hin, dass das Schiff sinkt, wird die eine Hälfte der Crew in Tränen ausbrechen und paralysiert beim Sinken zuschauen, die andere Hälfte wird grinsen, es nicht glauben wollen und noch mal rasch den Rachen am Bordbüffet mit Lachs und Kaviar vollstopfen.
Bei soviel ungeschminkter, harter Realität im Alltag ist klar, dass der Produktioner in seiner Freizeit einen Gegenpol braucht. Deshalb hier die weltweit einzige und unumstössliche Liste, der Produktioner-Vorlieben und Abneignungen.
Producers hate: Hausmannskost, Fahrradfahrer, Pastellfarben, Campingurlaub, Rucksäcke, Discounter, Ökos
Producers love: delicous Fingerfood, Hummer (das Auto und das Meerestier), Gold, hochwertigen Champagner, Suiten, Balenciagabags, Waffen
Wenn ihr eines Tages auf einen Producer trefft, beglückt ihn mit einer der genannten Kleinigkeiten und er wird euch mit aufs Traumschiff nehmen.

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