Frontberichterstattung

Montag, 3. Juli 2006

Was kickt die kleinen Werberlein?

Was kickt Sie? Das fragen sich alle, die uns Kreativgöttern und Kontakthasis tagtäglich den Arsch küssen um an die Kohle unserer Kunden zu kommen. Ja, auch wenn auf Ihrem Schreibtisch heute früh keine kleine Aufmerksamkeit lag - das fragt sich der Autobeschrifter, die Hinterhof-Druckerei, das Funk-Studo. Und selbst die großen Verlage haben keine Antwort. Anders ist nicht zu erklären, wie plumpdummdreist derzeit versucht wird, die Konsumankurbler zu ködern. Sollten Sie kein Werber sein, hier eine kurze Erklärung: Keine Zeitschrift, keine Zeitung, nichts lebt vom Verkauf des Mediums an die Leser. Davon lebt höchstens der Kioskmensch. Und der geht Abends noch Flaschen sammeln. Zeitungen und Zeitschriften existieren vom Investment-Standpunkt aus nur als Träger für Werbung und gut getarnte PR. Damit aber in Ihrem Hochglanzheft schön viel davon ist, muss der Werber das Heftchen mögen. Entwegen wegen toller Zahlen. Oder wegen dem einen oder anderen Liter Alkohol. Die tollen Zahlen nennen sich Tausenderkontaktpreis, Nettoreichweite oder IVW-geprüfte Auflage und werden von Leuten errechnet, die man nicht mal im Finanzministerium haben wollte. Dementsprechend langweilig erdachte Zahlen kicken natürlich nur genauso langweilige Werberlein. Beim Rest hilft nur Alkohol. In trauter Gemeinschaft mit diversen Sponsoren des Blauen Kreuzes versucht die deutsche Verlagslandschaft also, Sie, hochverehrte Agenturabhängige, zum Anzeigenbuchen zu bekommen. Oder zu den Anonymen Alkoholikern. Wie das funktioiniert? Mit System:

Seit Jahren schon wird das Werberjahr mit einem Alkohol-Exzess eingeleutet, vor dem selbst eingefleischte Hurrican-Festival-Dauercamper noch Respekt haben. Aber keine Idee ist blöd genug um lange alleine zu bleiben, also hat selbst dieser inzestuöse Hammelsprung Nachfahren gezeugt. Noch und noch.

Um dieser inflationären Entwicklung Einhalt zu gebieten verrrate ich nun hiermit der deutschen Verlagsindustrie, was jeder meiner Leser dank ausgiebiger Selbstreflexion alleine herausgefunden hat:

Vergesst den Sport – wir trinken auch ohne Grund!

Wir brauchen keinen Fussball, keine Gewinner, müssen uns nicht unbedingt trösten und kommen auch ohne aktuelle Spielstände ganz gut mit den Kontakterinnen der anderen Agenturen ins Gespräch. Was wir wirklich wollen, woran wir uns erinnern, weshalb wir wiederkommen, und ja, auch weshalb wir bei Euch ganze Seiten buchen ist klar, oder gemischt, egal hauptsache vergoren, alkoholisiert und kostenlos.

Also bitte begrabt die Sport-Events, spart uns die Krankenhausaufenthalte. Und schreibt uns, wann der Alk kühl ist.

MfG
doctor_best

Mittwoch, 28. Juni 2006

Post vom Doctor

Das Wetter ist schön. Die Menschen sind nett. Das solltet Ihr unbedingt auch sehen. Und dann geht Euch rasieren!

Tschüss bis nächste Woche

Euer

doctor_best

Dienstag, 13. Juni 2006

Fotoblödsinn oder Allmachtsfantasie

Sie sitzen seit 10:30 heute Morgen in der Agentur? Oh, sogar schon seit 9? Sie Armer. Sie müssen auf Cheffes Geheiß eine Powerpoint-Präsentation schrauben, die Ihrer Meinung nach eine glatte Themaverfehlung ist? Die Strategie ist zur Hälfte an den Haaren herbei gezogen und die andere Hälfte aus dem Lehrbuch abgetippt? Die Ideen aus der Kreation sind auch nur dann lustig, wenn der Kunde Sie fragt, ob DAS wirklich lustig sein soll? Sie sind also mal wieder selbstbestimmt glücklich? Dann hilft nur noch hier mitmachen:

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http://www.flickr.com/groups/isquishyourhead/pool/

MfG
doctor_best

PS: Welche weiteren Blödeleien man zum Beispiel mit der neuen MacBookProCam noch so alles machen kann, verraten wir Ihnen diese Woche vielleicht in der Mittwochssitzung.

Montag, 12. Juni 2006

Jeder Werber weiß,

dass die Welt eigentlich nur zwei Farben braucht: Weiß , Weiß, Weiß und Schwarz. schwärzer, am schwärzesten. Alles andere ist unnützer Tand (hinter diesen Worten sollte ein Link zu einem ADC-Nagel stecken.Tut er aber nicht, Google ist schuld). Andere Farben kann man der Kundschaft aufschwätzen, selber aber nie nie nie verwenden. Und das ist gut so. Aber, oh weh, es ist WM. Da muss selbst Werberlein Farbe bekennen (Memo an mich: Rubrik einführen "Worthülsen, die auch während der WM verboten sind"). Oder er, sie , es wird zum Opfer der Fussballfans, wird begeisterungslos und unopatriotisch geschimpft und ist nachher nicht mit schuld am Wirtschaftsaufschwung dank unvermeidlichem Weltmeistertitel. Pfui Teufel. Aber Kollege werbenundverlaufen hat es schon so treffen dagestellt: Man kann nicht stilbewusst Fußballfan sein. Diesen Wörtern gefällt es nicht einmal gemeinsam in einem Satz zu stehen. Das geht nicht. Also ab in die Offensive. Krempeln Sie Ihre Deckung um, bauen Sie Ihre Verteidigung neu auf. Lernen Sie bessere Fußballfrasen. Und verstecken Sie nicht mehr aus Scham Ihre Begeisterung sondern aus Begeisterung Ihr Stilempfinden. Das ist viel einfacher. Nehmen SIe das ganze Fußballfest einfach wie 4 Wochen Karneval in Köln (ja, auch wenn Sie da nie hin wollten) und merken Sie sich die goldene Großstadtregel des 3. Jahrtausends: Wenn hinterher die Stadtreinung kommt, ist vorher alles erlaubt. Und bringen Sie ruhig die Kinder mit, in unserer Gesellschaft fehlt es eh an Intiationsriten.
Apropos: andere wichtige Regel zur geistigen Gesundhaltung:
Auch andere habens schwer.

MfG und eine Laola von Woche wünscht Ihr
doctor_best

PS: Bei dem Nagel möchte ich mich nun doch entschuldigen, ich weiß, eigentlich ist er nur die einzige Berufsunfähigkeitsversicherung für Kreative und kann nichts dafür. Aber darüber ein andermal mehr.

Donnerstag, 8. Juni 2006

Entsetzen

und was es ist kann ich nicht sagen, es hat keinen Namen... wieder mal muss an dieser Stelle Herr Friebe zitiert werden. Wir vom WWR sind entsetzt über die WM-Hysterie. Die Werbewelt hat ganz tief in ihre Trashkiste gegriffen und hat gezeigt, dass sie nicht mehr für uns alle übrig hat als Plastik. Einen Tag vor dem WM-Start zurück im Heimatland müssen wir den Ausbruch des Abbruchs vom guten
Geschmack feststellen: Ganzkörpermenschenfußbälle, Grillalarm und platte Analogien.
Auf die Frage, "wo guckst du das Kickoff-Spiel?" können wir nur wir antworten: Gar nicht! Selbst als passionierte Fußballfreunde wünschten wir uns, wir hätten uns damals nur zur Welt des Tischtennis oder gar zum Eiskunstlauf hingezogen gefühlt. Damals, als wir uns ein für alle mal für eine Fansportart entscheiden mussten.
Hingucken tut weh, mit so wenig Einsatz des kreativen Vermögens werden Menschen zur kollektiven Geldausgabe und zum besinnunsgslosen Fangetümmel, gar zur wahllosen Verbrüderung animiert. Wir sagen Nein.
Und möchten an dieser Stelle die hübschen Dinge statt des erzwungenen Sauerstoffhirnvakuums
in den Vordergrund stellen: ein Lichtblick ist zum Beispiel die Ausstellung der CO Berlin im Postfuhramt
Im Zweifel sehen wir uns gerne zur Nachbereitung der letzten wirklich wichtigen WM
Oder zum Auftakt zur guten alten, werbereien Bundesliga. Wir freuen uns. Gutes Durchhalten, Freunde!
Für die wrklich Stilvollen unter uns empfehlen wir nur das!

Heute Danken wir dem Spiegel!

Nicht dem sondern tatsächlich Sie wissen schon. Weil niemand nichts und kein Medium den Nachschub so vehement in unsere kleine Praxis treibt, wie er. Danke. Sie tun noch was für meine Rente lieber Herr Aust. Und natürlich auch Sie lieber unbekannter SpOn-Praktikant

MfG
doctor_best

PS: Ich verbitte mir sämtliche Unterstellungen, die eine Verbindung zwischen gewünschten Zusatzschaltungen und genannten Werbeagenturen herstellen.

Sonntag, 28. Mai 2006

Scheiß auf Schweigepflicht

Liebe Leidende,
zu rein wissenschaftlichen Zwecken haben wir Mitschnitte einer WEISSER WERBER RING - Sprechstunde für Sie ins Internet gestellt. (oder so ähnlich). Bitte hören Sie sich an, was wir uns so anhören müssen. Und erfreuen Sie uns daraufhin mit Ihren Beiträgen. Einfach mit der Webcam Überwachungskamera ihres ProBooks filmen, rauf damit auf Youtube und Link in die Kommentare. Danke und bis bald

Ihr doctor_best

Dienstag, 23. Mai 2006

Ugg-Boots jetzt auf Platz 2 verdrängt oder warum Werbeagenturen Inseln des schlechten Geschmacks sind...

Außenstehende mögen behaupten als Werber hätte mans gut: Nur gutaussehende Menschen um einen, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind gutaussehende Dinge möglichst gutaussehend zu tun. Und falls man nicht ganz so gut aussieht, gibts ja immer noch gutaussehende und zeitgleich gutaussehendmachende schwarze Kleidung und diese verdammt gutaussehende Umgebung: die Familie des Werbers besteht aus Prof. Egon Eiermann, (man sagt sich, einige Kleinfamilien seien schon darauf gezeugt worden und nebenbei wurden daran die ganz großen Ideen erdacht), Freddy Brown , umgeben von einem Exponat freier Wahl aus der süddeutschen Stuhlmanufaktur, gefolgt von ner Brise Möbelbaussysteme .

Im Grunde ist diese Designfamilie nur eine Anleitung für Menschen mit enorm verkümmerten Designsynapsen.
Sie werden immer wieder von der Welle des guten Geschmacks unterspült und suchen sich kleine Rettungsringe: Bei 26. Chucks-Revival machen sie dann doch mal mit. Und selbst Helmut Lang waren die ignoranten Massenvorbestellungen aus Hamburg, Düsseldorf und München irgendwann zuviel.
Werber sind keine Designer. Werber sind keine Künstler. Designer und Künstler kennen keine Werber. Werber kennen keine Designer und Künstler.
Werber machen Absatzförderung in ihrem begrenzten Rahmen schön. Oder vielleicht auch mal witzig. Aber nein, Verzeihung: Humorvolle Werbung wird mit britischen Pfund bezahlt.

Tatsächlich gehts in Werbeagenturen zu wie in KFZ-Anmeldestellen: Stempelkissen, Aktenrondells, legere Businesspeople formschöne Herrenbekleidung , mit der man nicht viel falsch machen kann, Frisuren, die auf dem Gerhard-Maier-Udo-Walz-Index für Personen über 10 Jahren stehen.
Werber lieben lustige PPT-Präsentationen, sie haben früher auch schon Pleiten, Pech und Pannen geguckt. Werber lieben eigentlich auch Chris de Burgh und Phil Collins, können aber auch Powerbookklick sofort 2-5 angesagte Elektroacts nennen.
Alte Werber machen sich gerne jung indem sie sich Ganzkörperkomplementärkontraste kleiden und in Friedrichshain sprayen gehen, obwohl vor der Haustür ein Ford Kombi steht, der eigentlich schon vor langer Zeit ein Saab hätte werden sollen. Aber irgendwie kam da der Ostseeurlaub mit der auf dem Eiermanntisch gezeugten Kleinfamilie dazwischen.
Freunde, am Ende isses doch nur Reklame oder um mal wieder die Deutschmusiktrickkiste zu greifen: Es ist nur die Paranoia, Baby, es ist nur Rauch. Es ist nur Rauch ohne Feuer. Aber jetzt riech ich es auch (Jens Friebe).

Mittwoch, 17. Mai 2006

Inzest führt zu Schwachsinn – auch in der Werbung

Leibe Ersteller folgender Mail, Sie sollten sich schnell bei mir melden! Aber nicht in der Agentur, bitte in der Praxis:

Warum? Weil das, liebe Leser, leider KEIN WITZ ist:

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Liebe Mitglieder des medien-netzwerk-berlin, sehr geehrte Damen und Herren,

am Mittwoch, den 24. Mai 2006 laden wir Sie herzlich ein zu unserem
speziellen Veranstaltungsformat „medien-netzwerk-berlin : forum“ und
begrüßen Sie
dazu bei unserem neuen Locationpartner, der Designer-Bar „1-A LauschGift“,
Kleine Präsidentenstrasse 3 in 10178 Berlin - in unmittelbarer Nähe zum
S-BahnhofHackescher Markt.

Es ist uns kurzfristig gelungen, einen hochkarätigen Gast-Dozenten zu
verpflichten: Dirk Schneemann, ein absoluter Experte auf dem Gebiet der
Psycho-Physiognomik

„Innovative Wege zur Menschenkenntnis“

Die als Psycho-Physiognomik bezeichnete Lehre beschreibt das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele. Anhand der Körperform und insbesondere aus den Gesichtsstrukturen lassen sich direkte Rückschlüsse auf
Charaktereigenschaften und Fähigkeiten von Menschen ziehen
.

(Memo an mich: Rassenkunde der Nazis in "Werbephysiognomik" umbennen, Experte auf dem Gebiet werden!)

Diese Kenntnisse machen sich heute große Unternehmen bei der Auswahl
passender Führungskräfte für spezialisierte Herausforderungen zu nutze,
Hollywoodproduktionen bedienen sich dieses Wissens bei der Besetzung von
Charakterrollen und in der Werbung wird diese Methode verwendet um Kommunikationsziele mit der Darstellung von Menschen abzugleichen.

Dirk Schneemann ist ein bundesweit gefragter Experte auf dem Gebiet der
Psycho-Physiognomik und berät Unternehmen wie Daimler Chrysler, Thyssen
Krupp sowie Kraft Foods GmbH. In seinem faszinierenden Vortrag beschreibt er, wie man diese alte Lehre privat und beruflich nutzen kann, welche Wirkungen bestimmte Gesichtsformen auf uns haben und worauf insbesondere Werbe- und Kommunikationsfachleute heute achten sollten.

(empfehle zum Beispiel: noch nicht ganz durchgekockste Nasenscheidewand)



Eine Rückantwort bzw. Anmeldung ist bei dieser Veranstaltung nicht
erforderlich. Der Eintritt ist frei. Einlass ist 18:30 – Beginn 19:00 Uhr.
Wir freuen
uns auf Ihren Besuch und einen spannenden wie unterhaltsamen Abend.

(unbedingt hingehen, inneren Reichsparteitag nachholen!)


________________________________________________


Den Rest der Mail spare ich mir und Ihnen. Genauso wie weitere Kommentare. Wenn Sie jemand aus dem Netzwerk kennen, bringen Sie ihn oder sie doch mal in die Sprechstunde mit. Wir vom WEISSENWERBERRING können vieles wieder gerade rücken.

MfG
doctor_best

Montag, 15. Mai 2006

You are my heart, you are my soul

Eine sehr unangenehme Geschichte musste ich eines Montags erfahren, an einem jungfräulichen Vormittag einer jungfräulichen Arbeitswoche.
Unsere Kollegen Robert und Stefan aus der Dependance aus Düsseldorf kamen unangekündigt vorbei. Man wolle schnell noch für einen neu gewonnen, namhaften Alcopop-Hersteller einen TV-Spot prodizieren. Er solle noch zur Fußball-WM ins TV kommen. Der Kunde habe einige Sendeplätze in einer Mediaverlosung gewonnen. Bei aller Hektik und Hang zur Pragmatik haben sich die beiden nicht um professionelle Models bemüht. Authentisch solle der Spot sein, das machen unsere lieben Berliner Kollegen. Die Hälfte der Belegschaft komme ja eh aus dem Osten, da sei man ja sowieso etwas unverkrampfter in Haltung und Schutz der Seele/Persönlichkeit/Privatsphäre.
Da standen sie: Robert eine Agenturlegende, die ich das letzte Mal bei meinem einzigen und letzten BAC-Trip mit einem am Wrap ausgebissenen Zahn vorfand, ein Kreativgenie, das gerne mal für Jahre verschwindet, aber für die seltsamsten Dinge zu haben ist. Und Stefan, eigentlich Stefanie, die Rezeptionistin aus Düsseldorf. Ein agenturbekanntes Stimmungsbömbchen und Generalmotivatorin, die einmenschgewordene Dauerpolonese.

"Freunde", sagte Robert "wir brauchen euch, ihr seht gut aus, das macht jede Menge Spaß. Ihr müsst nur diesen Ganzkörpersuit aus Netzstoff mit abnehmbaren Bein zum Umbau als Hotpant tragen und diese lustigen Bananenhüte. Ihr wisst schon, unser Drink **** erhält zu 34% echte Bananen. Dann werden wir jetzt gleich im hinteren Konferenzraum einen Tanz einstudieren, dafür sind 2 Stunden eingeplant. Danach muss das sitzen. Und du, du und du, ihr seht verdammt gut aus, ihr müsst noch den Song einsingen. Das macht ihr bestimmt großartig. Das ganze soll natürlich und enthemmt rüberkommen. Ihr müsst dann noch etwas an euren Kollegen rumfummeln. Keine Sorge, ihr müsst nur faken. Aber rüberkommen sollte es wie ne Alcopop-Orgie. Ihr wisst schon, die Kids finden das toll und vielleicht kriegen wir etwas Ärger. Das bringt uns Publicity. Ach und tonalitymäßig isses irgendwas zwischen DJ Bobo und Swinger Club. Alles klar? Mitmachen ist Pflicht und jetzt huschhusch zum Proben."

Meine Kollegin Cynthia und ich hatten zum Glück im letzten Jahrtausend viel Geld als Tänzerinnen in einem Motörhead-Video gemacht und Lemmy Kilmister in einem mit Schnaps unterzeichneten Vertrag zugesichert niemals in einem anderen Video oder Werbespot mitzuspielen. Unique, Branchenethos. Also verweilten wir in der Agentur und machen die Arbeit für 30 Kollegen für einen Nachmittag: "Nein, liebe Frau Schmidt-Rossberg, ihre Kundenberaterin Tina Taschberg ist heute nicht mehr zu erreichen und nein der CD Friedbert Freipflug kommt heute auch nicht mehr."

Und dann kamen sich doch wieder zurück von ihrer Strandbar, die eigens für den Dreh Unter den Linden von einem Chillbudenbauer aus Ibiza gebaut wurde. 30 Kollegen mit
Bananenalkoholfahne und fliederfarbenen Gesichtern und seelig enthemmt endlich mal Tatjana aus der Produktion anfassen zu dürfen - und das fürs TV. Ohne große Vorbereitung, ganz unvermittelt, so ganz ohne lästiges Casting. An einem Montag ins TV. Sie packten ihre Sachen und zogen weiter zur
Wrap Party ins nahe gelegene Tropical Islands.

Manche von ihnen kamen nie wieder zurück. Sie wurden von Herrn Soost gleich unter Vertrag genommen. Deren Arbeit machen meine Kollegin Cynthia und ich jetzt. Herr Soost hat uns im Gegenzug einige untalentierte Tänzerinnen versprochen, die bei uns anfangen sollten. Bis jetzt hat noch keine den Weg zu uns gefunden.

Das ist die bekannte Lockerheit und Unverkrampfheit der Branche. Ich genehmige mir jetzt erstmal ein Becks Strawberry Cheesecake. Oder doch ein Becks Plum?

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