Erste Hilfe

Mittwoch, 26. April 2006

Darf man als Werber ein Gewissen haben?

doctor_best rät: Ja. Und Nein. Es ist die geplante Schizophrenie, die hier Abhilfe schafft.

Nicht erst seit neunundreißigneunzig und city-of-god wissen wir, dass etliche Werber tatsächlich ein Gewissen besitzen. Neu scheint allerdings die Erkenntnis, dass manche es auch benutzen. Agenturchefs sehen dies leider nicht gerne und der Lebenslauf freut sich auch nicht. Also wird das Gewissen geschluckt, bis es schreit.

Und wer zu lange für die dunkle Seite der Macht gearbeitet hat, entdeckt dann eines Tages in Geo, dass es da draußen noch ein anderes Leben gibt und schmeißt seine Karriere hin, beziehungsweise tritt adbuster bei. Dieser Schritt ist relativ endgültig und will daher gut überlegt sein.

Für den Werber viel einfacher ist hingegen, schon bei kleinen Gewissensbissen den Weg in oben beschriebene geplante Schizophrenie zu gehen:

Tagsüber blutrote Kampagnen für Atomstrom machen und abends beim Grünen Kreistag Hamburg reden. Oder vormittags Heckler&Koch-Gute-Nacht-Visiere bewerben und in der Mittagspause schnell noch ne ADC-reife Kampagen gegen Landminen entwickeln. Das hält die Seele rein und das Gehirn im Training.

Grenzwertig wird der Schizzo-Werber allerdings, wenn seine eine Seite sich gegen die andere richtet. Zum Beispiel wenn er nachts die Plakate überklebt, die er tagsüber gemacht hat:

Bild004

Denn – soviel weiß doctor_best aus seiner Praxis – der Überkleber kommt vom verlängerten Arm des Photoshop, kurz AD. Ein Texter hätte nicht so geschwafelt. Aber ob es allerdings wirklich genau der AD war, der das Plakat erdacht eingedeutscht hat oder ob ich das nur aus Gründen gesteigerter Dramatik behaupte, das wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Ärztliche Schweigepflicht und so.

PS: Die Sonntagsfrage – heute schon:

Wann beißt selbst Werber das Gewissen?
wenn ich Atomstrom bewerben soll
Reklame für Waffen geht gar nicht
eigentlich nur, wenn ich gerade jemand rausgemobbt hab
jedes mal, wenn ich alle Belege für mich klaue
ich bin so sensibel, ich werde schon rot, wenn ich beim Freianweisung ziehen uebertreibe

Nur Auswertung

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Donnerstag, 20. April 2006

(vormals:)Erste Hilfe ganz einfach: das Lob (heute:) das Lob - die unterschätzte Gefahr

UPDATE:

Dieser Artikel hat leider bewiesen, dass Werber mit Lob nicht umgehen können. Zumindest, wenn es andere öffentlich bekommen. Einmal im Jahr, beim ADC-Treffen, nicht selber auf der Bühne stehen, das reicht den meisten. Jedes öffentliche Lob führt dieser repräsentativen Feldstudie hier zufolge öfter zu Leid als zu Linderung. Daher dringende Bitte: überlassen Sie das Loben uns Profis bei persönlichen Gesprächen.

Der Artikel wird folgerichtig ersatzlos gestrichen.

Und zur Rache durch einen Link ersetzt, der Werbern richtig Angst macht.


PS: Die Praxis wird jetzt geschlossen. Das Wochenende über wünschen wir viel Spaß mit der Angst erwischt zu werden. Ihr freundliches WEISSER WERBER RING Team steht Ihnen ab Montag wieder zur Verfügung. Bitte lassen sie ihre Zwangsneurosen so lange in den Kommentaren, wir werden das dann abarbeiten.

Wenn der Durchschnittswerber die schmale Grenze zum Wahnsinn durchschritten hat, ist es zu spät. Dann murmelt er oder sie meist nur noch Sätze, die sich in sein Gehirn einbrannten als sie feuerzungengleich aus dem Mund des CD schossen: „Kenn ich schon“, „Hab ich schon mal gesehen“ , „frisch aus dem Lürzers, was?“

Stellen Sie sich das einfach in der Tonlage von Seargant Paula aus Full Metal Jacket vor. Ja, genau, in dieser seven-six-two-full-metal-jacket-Latrinen-Selbstmord-Szene. Dann wissen sie, in welchen Zustand emotional verkrüppelte Werber in der Blüte ihres Lebens hier landen. Wollen Sie, dass all diese ehedem mitfühlenden, teuer ausgebildeten, jahrelang durch BaföG gepeppelten Kommunikations-Einsteins so enden? Nein?

Dann loben Sie einfach mal ein Werberlein. Vor allem, wenn Sie ein Normalmensch sind, hilft das wirklich. (Lob von Berufskollegen lindert auch etwas, wirkt im Vergleich aber nur wie Metadon.) Auf spontane Bitten vieler Betroffener wird die Passage geändert in: Vor allem, wenn auch Sie Werber oder Ähnliches sind. Die Meinung von reinen Medienkonsumenten ist dem Kommunikationsprofi hingegen schon ab Beginn seiner Laufbahn egal. Seien Sie allerdings vorsichtig mit der Dosierung. Zuviel Lob ist für die Medien-Persönlichkeit schädlicher als gestrecktes Koks auf Ammer-Parties. Loben Sie lieber zum Test zuerst seine oder ihre Arbeit. Beispielsweise so …

Das nenn ich mal richtig geile Werbung:

popetown02

Folgen Sie bitte dem hier gezeigten Beispiel: Wenn Ihnen eine Werbung wirklich gefällt und Sie aus gutunterrichteter Quelle wissen, dass bei ihrer Erstellung keine Werber gefoltert wurden, dann machen Sie Ihre Sympathie öffentlich. Zum Beispiel hier in den Kommentaren. Zugegeben, solche Werbung zu finden ist schwer. Viele Werbeagenturen verwechseln immer noch Qual und Qualität und das Ergebnis dieser Haltung sind Anzeigenmotive zum Lachen und Werber zum Heulen. Also loben Sie bitte nur fair erdachte Werbung. (Ein Siegel für diese wird derzeit vom WEISSEN WERBER RING entwickelt)

Weitere Schritte in Richtung persönliches Lob und Bekunden von persönlicher Wertschätzung sollten Sie allerdings uns Profis überlassen. Der gemeine Werber ist sozial verkümmert und klammert sich krampfhaft an jeden kommunikativen Strohhalm. Aber im Gegensatz zu dem süßen Hundchen von Weihnachten werden Sie ihn nicht einfach an der nächsten Autobahnraststätte los. Nein, der Werber wird sich auf der Suche nach mehr Lob immer wieder bei Ihnen melden. Also Finger weg vom Werber, Fingerzeig auf ihn ist Hilfe genug. Daher:

Erdacht hat sich obige Anzeige die Agentur „Roxy Munich“ aus Berlin, die zumindest bisher nicht durch werbeagentureske Fehlschläge Mitarbeiter auf meine Couch geprügelt hat. Und anscheinend war wohl auch Herr Lobo beteiligt.

Vielen Dank, dass Sie mir so lange gefolgt sind. Weitere Exkurse zu den Klippen des Agenturalltags finden in den nächsten Tagen statt.

Es freut sich, wenn Sie wieder einschalten
Ihr doctor_best

Freitag, 7. April 2006

Öfter mal die Wand anstarren …

… hilft wirklich!

Füße auf den Tisch, Laptop auf die Knie, nicht dem Chef antworten, nicht ans Telefon gehen, einfach diesen Beitrag zu Ende lesen und dann dieses Bild

illusion

öffnen, auf die 4 Punkte in der Bildmitte schauen und entspannen. Entspannen, liebe Agenturmitarbeiter, ist wenn ihr grad über nix nachdenkt und die große Leere im Kopf euch bewusst wird des Zen euch den kleinen Finger reicht. Keine Angst, das tut nicht weh und nach zwei bis drei mal üben schafft ihr es auch. Ihr werdet sehen!

Also nachdem wir der Zielgruppe jetzt "entspannen" erklärt haben, zurück zum eigentlichen Thema des Beitrages:



illusion

Einmal täglich das Bild anklicken, in groß anschauen und 30 Sekunden ENTSPANNT auf die 4 Punkte in der Bildmitte konentrieren. Und dann genauso entspannt eine Wand anstarren. Oder irgendwas anderes großes, weißes, friedliches. Ihr werdet sehen, was passiert – die Rettung ist euch gewiss. Bis Morgen in diesem Selbsthilfekursus. Und vielen Dank an BC für den Behandlungshinweis.

MfG
Doctor Best

Mittwoch, 29. März 2006

Bei akuter Übelkeit im Agenturalltag ...

...hilft nur ein Gegengift. Und damit ist kein Alkohol gemeint und kein weißes Pulver. Sondern "I got a poison, I got a remedy" – in genau dieser Mischung. Oder Heilerde. 5 Minuten davon am Tag waschen Deine Seele wieder frei vom angeschwemmten Werbemüll. Mehr Infos zu diesem sehr speziellen Seelenklemptner gibt es hier. (P.S. wer den Typ zu Stefan Raab oder Universal schleifen will, darf mir freiwillig und im voraus 10 Prozent abgeben oder sich erstmal das hier reinziehen)

Und: für alle, die hier den Werbe- und Marketing zusammenhang vermissen.

Allen anderen gute Unterhaltung! Und mal wieder danke an Franken, für den Hinweis.

Montag, 27. März 2006

Strassenkrampf

Sitzen Sie auch manchmal vor dem Rechner und raufen sich die Haare? Halten das Briefing in Ihren Händen für eine persönliche Beleidigung? Oder sind an dem Punkt, dass Sie denken, GUERILLA hat der sXXXXß Kunde doch gar nicht verdient? Das geht mit deren Produkten doch gar nich!?!

Dann empfehle ich das hier:

Die sprechen zwar ne komische Sprache. Sind aber eine der besten Sammlungen für bessere Werbung.

Und immer wieder ein echter Ansporn ist das hier.

Dann hört es aber auch schon auf. Alles, was sich Guerilla nennt, nur sie weil kein Geld für ne anständige Kampagne in die Hand bekommen, erregt eher Mitleid und wird künftig wo anders abgelegt.

Aber es gibt auch Menschen, die verbreiten Botschaften, ohne dafür Geld zu bekommen. Das ist nicht immer gut. Aber immer öfter interessant.

Und wir vom WEISSEN WERBER RING empfehlen allen Opfern unseren Klienten eh jeden Tag eine halbe stunde Realität. (Leider kein Witz)

aktive Opferhilfe

Gerade Werber zweifeln ja oft an ihrer Daseinsberechtigung. "Das ist doch alles scheiße! ", "Dafür kann ich nicht die nächsten 30 Jahre morgens aufstehen!", oder "So geil sind die Tussen bei uns auch wieder nicht." – alles Kommentare wie man sie aus den Fluren selbst der renommiertesten Agenturen kennt. Oft wird dabei jedoch vergessen: Nicht alles an Werbung ist schlecht. Ja, es gibt hin und wieder sogar gute. Werbung, Menschen, Herausforderungen. Deswegen werden in dieser Rubrik Lichter im Werbedschungel gesammelt, die den Verzweifelten den Weg weisen sollen. Mit Witz, Charme, Anspruch. Ohne falsches Blut – und Anspruch auf Vollständigkeit.

Adclinic - das Einmaleins der neuen Süchte
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