Dienstag, 23. Mai 2006

Ugg-Boots jetzt auf Platz 2 verdrängt oder warum Werbeagenturen Inseln des schlechten Geschmacks sind...

Außenstehende mögen behaupten als Werber hätte mans gut: Nur gutaussehende Menschen um einen, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind gutaussehende Dinge möglichst gutaussehend zu tun. Und falls man nicht ganz so gut aussieht, gibts ja immer noch gutaussehende und zeitgleich gutaussehendmachende schwarze Kleidung und diese verdammt gutaussehende Umgebung: die Familie des Werbers besteht aus Prof. Egon Eiermann, (man sagt sich, einige Kleinfamilien seien schon darauf gezeugt worden und nebenbei wurden daran die ganz großen Ideen erdacht), Freddy Brown , umgeben von einem Exponat freier Wahl aus der süddeutschen Stuhlmanufaktur, gefolgt von ner Brise Möbelbaussysteme .

Im Grunde ist diese Designfamilie nur eine Anleitung für Menschen mit enorm verkümmerten Designsynapsen.
Sie werden immer wieder von der Welle des guten Geschmacks unterspült und suchen sich kleine Rettungsringe: Bei 26. Chucks-Revival machen sie dann doch mal mit. Und selbst Helmut Lang waren die ignoranten Massenvorbestellungen aus Hamburg, Düsseldorf und München irgendwann zuviel.
Werber sind keine Designer. Werber sind keine Künstler. Designer und Künstler kennen keine Werber. Werber kennen keine Designer und Künstler.
Werber machen Absatzförderung in ihrem begrenzten Rahmen schön. Oder vielleicht auch mal witzig. Aber nein, Verzeihung: Humorvolle Werbung wird mit britischen Pfund bezahlt.

Tatsächlich gehts in Werbeagenturen zu wie in KFZ-Anmeldestellen: Stempelkissen, Aktenrondells, legere Businesspeople formschöne Herrenbekleidung , mit der man nicht viel falsch machen kann, Frisuren, die auf dem Gerhard-Maier-Udo-Walz-Index für Personen über 10 Jahren stehen.
Werber lieben lustige PPT-Präsentationen, sie haben früher auch schon Pleiten, Pech und Pannen geguckt. Werber lieben eigentlich auch Chris de Burgh und Phil Collins, können aber auch Powerbookklick sofort 2-5 angesagte Elektroacts nennen.
Alte Werber machen sich gerne jung indem sie sich Ganzkörperkomplementärkontraste kleiden und in Friedrichshain sprayen gehen, obwohl vor der Haustür ein Ford Kombi steht, der eigentlich schon vor langer Zeit ein Saab hätte werden sollen. Aber irgendwie kam da der Ostseeurlaub mit der auf dem Eiermanntisch gezeugten Kleinfamilie dazwischen.
Freunde, am Ende isses doch nur Reklame oder um mal wieder die Deutschmusiktrickkiste zu greifen: Es ist nur die Paranoia, Baby, es ist nur Rauch. Es ist nur Rauch ohne Feuer. Aber jetzt riech ich es auch (Jens Friebe).

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