Montag, 24. April 2006

Sucht 3: Die Pole-Psychose

Der Name hat nichts mit unseren östlichen Billiglohn-Putzkräften zu tun, sondern ist der Sport-, speziell der Formel 1-Sprache entlehnt und bezeichnet das zwanghafte Verlangen des Mendienschaffenden, wirklich alles als Allererster wissen zu wollen.

Sein Trieb zwingt das Medienmännchen (und in selteneren Fällen auch das Medienweibchen) dazu, ständig neue Informationen zu jagen um die Beute ungefragt und unverzüglich unter allen vermeintlich Unwissenden zu verteilen. Geleitet wird er oder sie dabei nicht vom Großhirn sondern von der Aussicht, sich in Lob, Anerkennung oder Oh-und-AH-Rufen anderer suhlen zu können. Wegen der dem Medienmenschen innewohnenden Abneigung gegen Menschen anderer Berufsgruppen – und weil man als Medienschaffender ja eh den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt – sind allerdings die wenigsten Informationen originärer Natur, sprich selbst gesehen. Viel öfter hingegen findet der Informator bei seinen ausgedehnten Streifzügen durch die Medienlandschaft vorgekaute Informationen. Leider steht er damit vor dem Dilemma, entweder diese Informationshappen zu verschmähen (und verzichtet damit auf Lob, Anerkennung und Oh-und-Ah-Rufe seiner nur zu diesem Zweck aufrecht erhaltenen Sozialkontakte). Oder er riskiert, was fast noch schlimmer ist, sich selbst in der Nahrungskette der Informationsgesellschaft auf Platz 2 zu verdammen, da man das informationelle Aas eines anderen der eigenen Gruppe Unwissender vorwirft.

Oh wehe, wehe, eine Entscheidung muss getroffen werden. Und sie wird: Schnell im Aas des anderen nach dem Ursprung gewühlt. Diesen in die eigene mail kopiert. Und ab damit an die gezüchtete Bewunderergruppe. Nööö, ich hab das nicht von SpiegelOnline, ich hab das parallel gefunden. Neee, ich schreib doch nicht von Blogs ab. Und Group Tekkan rufen mich an, bevor die so was machen!

Da der Medienmensch allerdings tief in sich drin ein selbstrefktierendes Kuschelhasi ist und nur von seinem Umfeld zu solchen Neurosen getrieben wird, kommt er oder sie sich erst irgendwann selbst auf die Schliche und dann zu mir in Therapie.

Hüten Sie sich also bitte vor den Stromschnellen des Informationsflusses – lesen sie zum Beispiel sicherheitshalber nur noch Spiegel Online von gestern.

MfG
doctor_best


PS: REchtschreibfehler werden später entfernt, aber wollen sie so lange warten oder den Artikel schon mal weiterempfehlen? Ihre Sozialkontakte warten!

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